Übungen

Das Ziel der kognitiven Verhaltenstherapie ist es, dass sich der Zwangskranke gerade mit den Situationen auseinandersetzt, die ihm die größte Angst bereitet. Die Gefühle und die Gedanken sollen nicht unterdrückt werden, sondern sie sollen völlig bewusst durchlebt werden. Wieder und immer wieder. Diese Gefühle und Gedanken sollen für den Zwangskranken langweilig werden. Es werden Übungspläne erstellt. Hier soll der Zwangskranke Situationen heraussuchen, die ernormalerweise vermeiden würde. Dabei soll er sich die Intensität der möglichen Anspannung vorstellen und sie in einer Skala von 0 –100 % ordnen. Das ist gar nicht so einfach wie es sich vielleicht anhört. Denn gerade zum Anfang verschätzt man sich und man kommt nicht gleich auf das Naheliegende, denn es geht einem immer zuerst den Super GAU durch den Kopf. Die Therapeuten helfen einem dabei. Jede Übung wird vorher genau besprochen, wie sie ablaufen wird und wie lange sie dauern soll. Auch werden schon jetzt die möglichen Gedanken besprochen, die vor und während der Übung kommen könnten. Hier werden rationale Gedanken erarbeitet, die einem bei der Übung helfen sollen. Man kann sich auch aussuchen, ob man die Übung lieber alleine oder in Beleitung eines Therapeuten machen möchte. Ich habe meine Übungen alleine "durchgezogen". Wichtig ist, dass man sich während der Übung ganu genau beobachtet. Was denke ich ? Was fühle ich ? Wie hoch ist die Anspannung zu welchem Zeitpunkt der Übung. Dies hört sich vielleicht alles sehr kompliziert an, aber dies alles lernt man vor den Übungen.

 

 

 Zu jeder Übung wird auch eine Kurve erstellt. Sie zeigt den Verlauf der Anspannung in %. Dazu wird die Uhrzeit festgehalten. Parallel habe ich ein Protokoll geführt und meine Gefühle, Eindrücke und Gedanken festgehalten.

 

Der Verlauf der „Stresskurve“ ist bei jedem Menschen gleich, bzw. ähnlich. Grundsätzlich wird zwischen zwei Verläufen unterschieden. Zum einen gibt es bei einem Ereignis ein plötzliches Ansteigen der Anspannung und zum anderen ein langsames stufenweises Ansteigen. Der Grund hierfür ist die Anhäufung vieler kleiner Ereignisse. Interessanter Weise macht der Körper keinen Unterschied zwischen einem negativen und einem Positiven Ereignisse. Er kennt nur 0 und 1. Im Allgemeinen gilt eine Grenze von 70% Anspannung, bei dem ein rationales Denken bei jedem Menschen nicht mehr möglich ist. Oberhalb dieser Grenze regieren sozusagen nur Emotionen. Die Gefühle sind übermächtig. Bei einem Zwängler ist dieses Gefühl meistens die Angst vor den (möglichen) Konsequenzen, die einem der Zwang vor Augen führt. Man möchte, oder besser gesagt man muss dieses Gefühl und die damit verbundenen Gedanken wieder los werden.

Ziel der Übung ist es, genau diese Gefühle und Gedanken auszuhalten. Glaube mir bitte, dass sich dies jetzt viel schlimmer anhört als es ist. Denn deine Therapeutin bzw. Therapeut und du erarbeiten einen Übungsplan, der mit ganz einfachen oder nicht so schlimmen Übungen beginnt. Inhalt der Übung ist es, die Gedanken und die Gefühle, die von den Gedanken ausgelöst werden genau zu beobachten. Ebenso die Befürchtungen, mit denen de rZwang dir droht. Du lernst dem Zwang rationale Argumente entgegen zusetzten. Diese Übung wird so lange wiederholt, bis du der Meinung bist, dass sie nicht mehr nötig ist. Nun bist du ein Level weiter und die nächste und etwas schwierigere Übung wird in Angriff genommen. Das geht so weiter, bist du die große 100 Prozent Übung erreicht hast.

 

Sagen wir einmal, dieses Diagramm zeigt den Verlauf deiner ersten Übung. Du warst noch sehr nervös, ängstlich und wusstest überhaupt nicht was auf dich zukommt. Doch du hast dich genau beobachtet und heraus gefunden, dass die Anspannung nicht die ganze Zeit auf dem hohen Level bleibt. Nach einer halben Stunde ist die Anspannung spürbar von dir gewichen. Das es während der Übung zu kleinen Spitzen kommt, ist normal.

Die Gleiche Übung ein paar Tage später ! Du bist viel ruhiger und der Normalwert der Anspannung ist schnell erreicht. Dem kritischen Bereich bist fern geblieben. 

Dies ist eher der Verlauf der Anspannung, wenn dich der Zwang "kalt erwischt" hat. So sollte die Anspannung während einer Übung nicht aussehen, denn hier ist ein klares Denken nicht, oder nur kaum möglich. Genau davor schützt dich die Therapie.